Der Hase im Café
Der erfahrene Hypnotherapeut Otto Renansen ordnet nach seiner Scheidung sein Leben neu und gründet eine Firma für Erfolgs- und Selbstmanagement. Dazu nutzt er hocheffektive, selbstorganisato-rische Hypnosestrategien.
Die verwirrenden ersten Aufträge konfrontieren ihn mit den Sehnsüchten seiner Kunden nach Liebe, Tod und Rache. Sogar mit dem Wahnsinn einer Kundin muss er sich auseinandersetzen.
Um den Herausforderungen seiner Tätigkeit gewachsen zu sein, reflektiert er sein Leben und seine berufliche Entwicklung und sucht Hilfe bei seinem eigenen Unbewussten. Ein neuer Freund und eine selbstbewusste Frau öffnen ihm den Weg in ein neues Leben.
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Kunstlachs und andere Gemeinsamkeiten
Nach dem Gespräch über Sexualtherapie hatte Otto Renansen Susanne Herr eingeladen, zusammen mit ihm den Schwarzen Heinrich im Gemalten Haus zu besuchen. Frau Herr hatte fröhlich zugestimmt.
Sie waren quer durch die Innenstadt und über den Römerplatz gelaufen und hatten den Eisernen Steg überquert. Am Mainufer hatten sie sich auf einer Bank ausgeruht. Von dort war es nicht mehr weit zur Schweizer Straße gewesen und zum Gemalten Haus.
Der Schwarze Heinrich war noch nicht da. Es war noch früh am Nachmittag.
Sie setzten sich an den Tisch, an dem Heinrich Schwarz gewöhnlich saß. Otto Renansen hatte schon Appetit. Und so bestellte er sich zu seinem Äppelweinschoppen ein Lachsbrot.
Er liebte seit seiner Kindheit diese frugalen Restaurationsbrote mit gefärbtem Kunstlachs, Eischnitten und Zwiebeln. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, mehr als echten Räucherlachs. Es war halt einer der Geschmäcker seiner Kindheit.
Heutzutage gab es nicht mehr viele Gasthäuser, wo man so etwas noch angeboten bekam. Manchmal fand er es auf einem Jahr- oder Weinmarkt.
Er erinnerte sich, wie er vor einigen Jahren den Wiesbadener Weinmarkt besucht hatte und sich ein Gewitter ankündigte.
Er hatte sich, als die Böen über den Platz fegten, schnell zwei Lachsersatzbrötchen bei einem Fischstand gekauft und bei einem Weinstand eine Flasche Rheingauer Riesling Spätlese.
Unter einem Zeltdach hatte er dann im Platzregen unter wildfremden Leuten gesessen, die sich ebenfalls unter die Zeltplane geflüchtet hatten.
Er fand es herrlich, dort zu sitzen, seine Brötchen zu essen und die Spätlese zu schlürfen. Er war richtig enttäuscht gewesen, als der Regen nachgelassen hatte.
Frau Herr mochte noch nichts essen und bestellte sich nur ein Glas Äppelwein und ein kleines Mineralwasser ohne Sprudel.
Sie prosteten sich zu.
Er erzählte ihr von seiner Vorliebe für Lachsersatzbrote. Sie gestand ihm, daß sie in ihrer Kindheit lange Zeit zum Entsetzen ihrer Eltern Kunsthonig bevorzugt und sich geweigerte hatte, Bienenhonig zu essen.
Otto Renansen konnte sich noch gut an den Kunsthonig erinnern. Es gab ihn damals als Würfel, wie Margarine verpackt. Er hatte es ebenfalls geliebt, die dick abgeschnittenen Scheiben auf sein Brot zu legen und herzhaft hineinzubeißen. Er erzählte es ihr.
Susanne Herr lächelt, blickte ihm in die Augen: „Schön, daß wir soviel Gemeinsamkeiten haben!“ meinte sie und stieß mit ihrem Glas bei ihm an.
„Sie sind auch in Frankfurt aufgewachsen, nicht?“ fragte Renansen.
„Ja, in Frankfurt Fechenheim, in der Nähe der Vogelwarte“, verriet sie. „Waren Sie da schon einmal?“
„Ja, oft mit meinem Vater. Er war ein Vogelliebhaber. Sonntagvormittags, während meine Mutter kochte, hat er mich oft dorthin mitgenommen. Wir haben dann mit dem Feldstecher dort die Vögel im Wald beobachtet.“
„Also noch eine Gemeinsamkeit! Mein Vater hat auch die Vögel beobachtet und uns Kinder schon früh dazu mitgenommen.“
„Das sind viele Gemeinsamkeiten!“ lachte Renansen seine Sekretärin an. „Es wird langsam unheimlich!“
„Guten Tag allerseits!“ Der Schwarze Heinrich stand plötzlich neben ihrem Tisch. Sie hatten ihn nicht kommen sehen.
„Bitte, nehmen Sie doch Platz!“ sagte Renansen erfreut, „und geben Sie uns die Ehre!“
„Ganz auf meiner Seite!“ scherzte Heinrich Schwarz zurück und setzte sich umständlich. Renansen bestellte für alle drei Gläser Äppelwein. Als diese kamen, prosteten sie sich zu.
„Gutes Stöffchen!“ lobte Schwarz und nahm einen großen Schluck.
„Herr Schwarz, wir vergleichen gerade unser Vorlieben aus der Kindheit. Hatten Sie auch welche, die bis heute nachwirken?“
Der Schwarze Heinrich nickte.
„In Butter gebratene Makkaroni mit Zucker! Die habe ich schon als Kind immer gemocht, das war meine Lieblingsspeise. Ich mag sie heute immer noch.“
„Wir waren gerade bei Lachsersatzschnitten und Kunsthonig“, sagte Frau Herr.
„Kunsthonig, den habe ich auch gemocht. Aber meine Eltern haben ihn mir verboten“, ergänzte Schwarz. „Mein Opa war Imker, da war das ein Sakrileg!“
„Haben Sie auch mit Ihrem Vater Vögel beobachtet?“ Frau Herr schaute ihn erwartungsvoll an.
„Ja, in Fechenheim bei der Vogelwarte. Aber nicht mit meinem Vater, sondern mit meinem Onkel und der Tante. Die haben mich manchmal mitgenommen.
Warum?“
„Nun, da hätten wir uns alle schon früher dort treffen können“, lachte Susanne Herr.
„Wenn wir alle so viel gemeinsam haben“, meinte Otto Renansen, „was halten Sie beide davon, wenn wir am Samstag gemeinsam nach Bacharach an den Rhein fahren.
Wir könnten mit dem Wagen bis Mainz fahren und von da mit dem Schiffchenbootchen, wie die Mainzer sagen, nach Bacharach. Zurück dann mit der Eisenbahn. Denn gegen den Strom dauert die Fahrt zu lange.“
Der Schwarze Heinrich und Frau Herr stimmten erfreut zu.
Die Rheinfahrt
Als die kleine Gruppe in Mainz auf das Schiff ging, stellten sie erfreut fest, daß es die ‚Goethe’ der Köln-Düsseldorfer Rheinschifffahrtsgesellschaft war, der letzte Raddampfer auf dem Rhein.
Sie bewunderten das große Antriebsrad auf ihrer Seite.
„Er dampft ja gar nicht!“ stellte Frau Herr fest.
„Der ist aus Kostengründen vor ein paar Jahren auf Dieselmotoren umgestellt worden. Trotzdem ist er der letzte seiner Art. Es gibt extra eine Gesellschaft, die sich darum bemüht, ihn zu erhalten. Meist macht er Sonderfahrten. Im Liniendienst wird er nur zu Stoßzeiten eingesetzt“, wußte Heinrich Schwarz.
Sie stiegen gleich auf das Aussichtsdeck und suchten sich drei Liegestühle aus, von denen sie besonders schöne Blicke auf den Fluss und den Rheingau haben würden.
Zu beiden Seiten saßen Gruppen von Japanern und Japanerinnen, die schon ihre Fotoapparate in den Händen hielten oder umgehängt hatten.
„Wenn das Schiff an der Loreley vorbeifährt, singen die ‚Ich weiß nicht, was soll es bedeuten’“, sagte Heinrich Schwarz. „Und zwar auf Deutsch! Die Deutschen können das gar nicht mehr. Die summen nur mit, wenn das Lied aus dem Lautsprecher kommt. Ich habe das vor zwei Jahren miterlebt, als ich von Bingen nach Koblenz gefahren bin.“
„Schade, das hätte ich gerne gesehen“, sagte Otto Renansen. „Aber wir steigen ja schon in Bacharach aus.“
Die Schiffspfeife schrillte und die Goethe drehte langsam in den Fluss, wendete und fuhr schneller werdend auf Wiesbaden zu.
Bald schon tauchte rechts das rötlich im Sonnenschein leuchtende Biebricher Schloß der Nassauer Fürsten auf. Dann lagen die Rheingauer Weinberge mit ihren Dörfern im Sonnenlicht, gekrönt von den dunklen Taunusbergen.
„Die deutsche Toskana“, bemerkte erfreut Heinrich Schwarz. „eine klassische Landschaft, von den Dichtern besungen und von Millionen Touristen besucht. Genau vor unserer Nase. Und wir sind nur selten hier. Eigentlich leben wir im Ferienparadies. Der Rheingau, der Taunus, drüben Rheinhessen und die Nahe, südlich von Frankfurt der Odenwald, das zweitausendjährige Mainz und das fast genauso alte Wiesbaden mit seine Bäderpracht.
Und das schönste, alles voller Wein!“
„Und vor uns das Weltkulturerbe des burgenbestandenen Mittelrheingrabens, hoffentlich schaffen wir es durch das Binger Loch!“ ergänzte Otto Renansen spöttisch.
„Wenn wir Pech haben, stranden wir in Rüdesheim und gehen unter den Massen von Japanern und Amerikanern verschollen oder werden von Chinesen umzingelt und in eine der Kneipen verschleppt und dort mit Rheinliedern gefoltert.“
Frau Herr lachte.
„Wenn Ihr gute Deutsche wäret, würdet Ihr jetzt ein paar fetzige Rheinlieder singen!“
Aber das getrauten sie sich nicht. Stattdessen schauten sie den Japanern beim Fotografieren zu.
Erst grüßte rechts oben auf der Höhe das riesige Denkmal der Germania, dann verengt sich das Tal zum Binger Loch.
Die Japaner liefen alle auf die andere Seite des Schiffs, um den Binger Mäuseturm zu knipsen.
Als sie kurz vorher an Rüdesheim vorbeigefahren waren, hatte es ein kleines Chaos bei den Japanern gegeben, als sie die Brömser Burg in Rüdesheim und auf der anderen Seite des Flusses die Binger Burg fotografieren mussten und hektisch hin und her liefen.
Jetzt liefen sie alle nach vorne, weil Burg Rheinstein auf ihrem Felsensporn auftauchte.
Als die Goethe an den Burgen Reichenstein und Sooneck vorbeifuhr, wurde die Burg Stahleck über Bacharach sichtbar. Je näher das Schiff heranfuhr, umso deutlicher schälten sich die Konturen der alten Weinstadt Bacharach heraus. Prächtig glitzerte die Sonne auf den neu renovierten Dächern der Wehrtürme und beleuchtete die malerische Ruine der Wernerkappelle.
Schließlich landeten sie an dem mit großen Pappeln bestanden Ufer, wo schon Trauben von Fahrgästen auf den Einstieg warteten.
„So, da wären wir“, meinte Renansen. „Was haltet Ihr davon, wenn wir erst einmal im Grünen Baum einen schönen Riesling trinken, ehe wir loslaufen?“
Der Vorschlag wurde freudig angenommen und so betraten sie durch die Reste eines alten Tors die Stadt.
Sie schlenderten an der Kirche aus dem elften Jahrhundert vorbei. Dann blieben sie kurz vor dem malerischen Gasthaus ‚Altes Haus’ von 1368 stehen, um gleich daneben in die Winzerstube des Grünen Baums einzukehren.
Sie saßen in der urigen Schankstube des Gutshofs. Auch er war uralt und stammte im Kern aus dem Jahr 1421, wie die Weinkarte verriet.
Sie suchten sich offene Weine aus. Frau Herr entschied sich für einen leichten Riesling Kabinett, die Männer bestellten sich trockene Spätlesen.
Später verließen sie Bacharach durch den großen Torturm der Stadtmauer und gingen in Richtung des Weindorfes Steeg.
Links von ihnen ragte der steile Burgberg der Stahleck empor. Er war mit dunklem Mischwald bedeckt.
Rechs neben der Straße stiegen hohe Weinberghänge auf.
In Steeg führte sie Otto Renansen nach rechts in die Weinberge, wo sie steil auf den Wirtschaftswegen aufstiegen und bald die herrlichen Blicke in das Steeger Tal und auf Bacharach und den Rhein bewunderten, während sie sich auf einer Bank ausruhten.
Als sie dann um den noch vor ihnen liegenden Berghang bogen, bot sich ein reizvoller Ausblick von oben auf die Burg Stahlberg, die alte Vorburg der Stahleck, die einst die Handelsstraße hinauf in den Hundsrück kontrollierte.
Nach dem Abstieg zur Burg durchquerten sie den Weinort und folgten einem Pfad, der sie auf die andere Talseite führte. Er verlief zwischen Obstwiesen und einem Tierpark mit Rotwild und Wildschafen und führte langsam ansteigend hinauf zur Stauferburg Stahleck.
Bei der Burg angekommen, stiegen sie auf ihren Wehrturm, welcher der Burg zum Schutz von Kanonenbeschuss zur Straße hin vorgelagert war und hatten einen phantastischen Blick über die mittelalterliche Burg mit ihrem Wassergraben, in dem dunkelgrünes Wasser stand, die alte Stadt mit ihren Mauern und Türmen und das Rheintal.
In der Sonne schien der Rhein tatsächlich blau zu sein, wie im Lied besungen, und er glitzerte im Sonnenschein.
„Das ist meiner Meinung nach der schönste Blick am ganzen Rhein“, meinte Otto Renansen.
„Er wurde früher als der ‚Sieben-Seen-Blick’ besungen. Er ist mein Lieblingsblick und hier oben auf dem Turm, das ist mein Lieblingsort am Rhein. Als Student in Mainz war ich oft hier.
Die Burg ist eine Jugendherberge. Da konnten wir günstig übernachten. Der Nachteil war nur, daß wir abends früh in den Betten liegen mussten.“
Auf dem steilen Abstieg von der Burg auf einem sich den Berg hinabschlängelnde Fußweg, vorbei an der Ruine der schönen Wernerkappelle und der mittelalterlichen Kirche, erreichten sie die Stadtmitte und schließlich den Bahnhof.
Der Zug kam bald darauf.
Auf der Fahrt durch das Rheintal kam kein Gespräch mehr zustande. Renansen schlief. Die beiden anderen hingen ihren Gedanken nach.
„Ich glaube, ich habe Glück mit meinem Chef gehabt“, dachte Susanne Herr, während sie den schlafenden Otto Renansen beobachtete.
Verlustangst
„Ihre Angst vor Arztschildern, so sagt es Ihr Unbewusstes, schützt Sie vor der Angst zu sterben.“
Otto Renansen schaute seine Kundin freundlich an.
Eigentlich sollte er ihr ja helfen, ihre Karriere besser zu organisieren und mehr beruflichen Erfolg zu haben. Nun hatte sich aber herausgestellt, daß Susanne Becker sich mit einer Todesangst herumschlug, die sie unbewusst mittels einer ablenkenden Arztschildphobie unter Kontrolle hielt.
Aber ihm war klar geworden, daß sie beruflich kaum ihre Ziele erreichen würde, wenn sie sich mit einer absurden Phobie herumschlug und darunter von einer existenziellen Angst gequält wurde.
„Wenn ich Sie so vor mir sehe, Frau Becker, sehen Sie eher wie das blühende Leben aus, als eine Todgeweihte“, fuhr er fort.
„Ja, ja!“ erwiderte etwas ungehalten Susanne Becker.
„Ich habe aber nun mal diese Angst! Ich weiß auch, daß es unwahrscheinlich ist, daß ich in meinem Alter sterben werde. Aber diese Angst ist einfach da!“
„Ich meine“, schlug Renansen vor, „wir sollten uns mit dieser Angst zu sterben befassen und die Phobie einfach für eine Weile in den Hintergrund stellen.“
„Einverstanden!“
„Dann schauen Sie bitte wieder auf Ihren Punkt und gehen Sie in eine gute Arbeitstrance! Wenn Sie darin sind, sagen Sie mir bitte Bescheid!“
Es dauerte eine kurze Weile, dann schlossen sich die Augen der Frau und sie nickte entspannt mit dem Kopf.
„Gut! Nehmen Sie bitte Ihre beiden Hände vor der Brust in Vorhalte! Gut so!
Bitten Sie jetzt Ihr Unbewusstes, daß eine Hand von alleine nach unten zum Oberschenkel geht und sich dabei die Hypnose so verstärkt, daß es möglich wird, das unbewusste Wissen über die Ursachen der Angst vor dem Sterben ins Bewusstsein zu heben!
Wenn das noch zu früh oder sonst irgendwie unangemessen ist, kann das Unbewusste das dadurch anzeigen, daß eine Hand von alleine ein Stück nach oben geht!“
Es dauerte nicht lange, dann begann die linke Hand langsam in den typischen kleinen Rucken zum Oberschenkel hinab zu sinken.
„Jetzt, wo das Unbewusste die Hypnose verstärkt hat, können Sie Ihr Unbewusstes bitten, daß jetzt die andere Hand von alleine zum Kopf schwebt! Wenn sie das Gesicht berührt, spätestens dann kann das Bewusstsein erkennen, wo die Angst vor dem Sterben herkommt und womit sie zusammenhängt!“
Diesmal dauerte es etwas länger, bis die rechte Hand sich in Bewegung setzte und Richtung Kopf schwebte. Auf halbem Weg blieb sie in der Luft stehen und begann zu zittern.
Renansen sah das als Ausdruck eines inneren Kampfes zweier Tendenzen an, von denen die eine die Wahrheit erkennen und zulassen wollte und der anderen psychischen Tendenz, die die Wahrheit weiter verdrängen wollte.
Er beschloss, einfach abzuwarten, ob und wie dieser innere Kampf ausgehen würde.
Das Zittern der Hand wurde immer stärker und erfasste den Unterarm. Die Frau vor im wurde unruhig.
„Da findet auf Ihrer unbewussten Ebene ein Kampf statt“, tröstete er sie, „zwischen dem psychischen Teil, der die Wahrheit mitteilen will und dem Teil, der das verhindern will.
Bleiben Sie ganz ruhig, irgendwann wird die Hand weiter nach oben gehen und Sie die Wahrheit wissen lassen oder die Hand wird nach untern gehen und das Wissen vor Ihnen verbergen!
Wichtig für Sie ist nur zu wissen, daß Sie auf unbewusster Ebene wissen. Und dieses Wissen wird irgendwann und irgendwie herauskommen. Deshalb können Sie ganz beruhigt abwarten, was passieren wird!“
Während er sprach, hatte das Zittern zunehmend abgenommen. Die rechte Hand begann sich langsam nach unten zu bewegen. Dann blieb sie wieder für eine Weile stehen, um schließlich recht zügig nach oben zu schweben. Die innere Entscheidung im Kampf zwischen Erkennen wollen und Verdrängen wollen war offensichtlich gefallen.
Am Ende erreichte die Hand die Stirn.
„Unbewusstes, die Hand soll erst dann wieder nach unten gehen, wenn das Bewusstsein klar und deutlich verstanden hat, was die Ursachen der Angst vor dem Sterben sind!“ mischte sich der Coach ein.
Plötzlich begann Susanne Becker zu weinen. Das Weinen ging in ein heftiges Schluchzen über, das ihren ganzen Körper schüttelte, während sie spontan die Hand von der Stirn nahm.
Renansen ließ sie weinen, bis sie sich langsam beruhigte.
„Nun“, fragte er sanft, „was ist die Ursache?“
Susanne Becker war noch nicht soweit, antworten zu können. Umständlich kramte sie ein Papiertaschentuch aus ihrer Handtasche, nachdem sie die Augen geöffnet hatte.
Der schwarze Lidschatten war durch die Tränen völlig verschmiert. Otto Renansen sah aber, daß sie noch in Trance war.
Sie begann sich zu schnäuzen und mit einem weiteren Papiertaschentuch die Augen trocken und sauber zu wischen.
„Ich habe eine furchtbare Angst, daß mein Vater stirbt!“ flüsterte sie schließlich. „Er ist schwer herzkrank.“
„Ich kann gut verstehen, daß Sie sich große Sorgen um Ihren kranken Vater machen“, bemerkte Renansen, „aber warum haben Sie dann Todesangst? Das würde man doch eher bei Ihrem Vater erwarten.“
„Oh, mein Vater geht gut mit seiner Krankheit um! Er nimmt einfach keine Rücksicht darauf. Deshalb habe ich ja solche Angst um ihn!“
„Aber warum haben Sie Todesangst?“ ließ der Coach nicht locker.
Susanne Becker begann wieder zu weinen und wischte sich über die Augen.
„Weil ich das nicht aushalte!“
Dann begann sie wieder heftig zu schluchzen.
Der Coach stutzte. Ihm kam ein Verdacht.
Früher, in seiner psychotherapeutischen Praxis, hatte er mehrere Fälle behandelt, bei der Patienten gefürchtet hatten, vor Herzeleid zu sterben, wenn die Mutter oder der Vater sterben würden. Meist waren es Männer gewesen, die unzureichend von ihrer Mutter abgelöst gewesen waren.
Er entschloß sich nachzuhaken.
Da die Frau vor ihm trotz ihrer offenen Augen immer noch in Hypnose war, sprach er sie auf der bewussten Ebene an und holte sich von ihr die Erlaubnis, ihr Unbewusstes direkt anzusprechen.
Als er die Erlaubnis erhalten hatte, forderte er sie auf, wieder die Augen zu schließen und Hände vor der Brust in Vorhalte zu nehmen.
„Unbewusstes von Susanne, hat Susanne die Angst, weil sie ihren Vater so stark liebt, daß sie vor Leid sterben muss, wenn der Vater stirbt?
Wenn ja, geht die rechte Hand nach unten!
Wenn nein, geht die linke Hand nach unten!“
Renansen hatte seine Frage kaum ausgesprochen, da sackte schon die rechte Hand wie ein Stein nach unten. Das Schluchzen brach wieder los.
Aber der Coach kümmerte sich nicht darum, sondern stellte seine nächste Frage.
„Unbewusstes, besteht die reale Gefahr, daß Susanne stirbt, wenn der Vater stirbt?
Wenn ja, geht die linke Hand ein Stück nach oben.
Wenn nicht, geht die linken Hand langsam zum Oberschenkel!“
Sofort begann die linke Hand langsam nach unten zu schweben.
„Susanne bleiben Sie bitte in Hypnose, aber öffnen Sie die Augen. Schauen Sie auf Ihre linke Hand!“
Susanne Becker öffnete die Augen und schaute auf ihre Hand, die sich weiter in Richtung Oberschenkel bewegte.
„Können Sie sehen, daß Ihr Unbewusstes anzeigt, daß Sie nicht sterben werden, wenn Ihr Vater stirbt?“
Sie nickte und hörte auf zu weinen.
„Ich denke, Sie werden leiden wie ein Hund, wenn Ihr Vater stirbt, weil Sie ihn so lieben. Aber sterben werden Sie nicht!“ sagte Otto Renansen mit Nachdruck.
„Haben Sie das verstanden?“
Sie nickte, sagt aber nichts.
„Gehen Sie und machen sich etwas frisch, wenn Sie sich aus der Hypnose hinausgezählt haben!“ schlug er ihr vor.
Wieder nickte sie, schloß erneut ihre Augen, um den hypnotischen Zustand aufzulösen.
Der Coach wartete, bis sie die Augen wieder aufschlug und aufstand.
„Alles ok?“ fragte er, als sie bald darauf wieder in das Zimmer kam.
„Ja, danke!“
Die Freude des kristallenen Elefanten
Otto Renansen schritt über seine Zauberwiese und genoß seine Hypnose. Er war auf dem Weg zu seinem Weisen Mann. Dorthin, wo der Weise das letzte Mal gesessen hatte und seine Füße im Wasser gekühlt hatte. Aber er fand ihn nicht.
Erst war er kurz unschlüssig, dann entschied er sich zu seinem Kreativen Teil zu gehen, seinem Blockhaus am Waldrand, um Tee zu trinken.
Dort angekommen, war alles wie immer.
Die Bäume rauschten unentwegt im Wind. Er wusste, wenn er in dieses Rauschen hineinhören würde, würden seine unbewussten kreativen Prozesse starten. Aber er hatte keine Lust dazu.
Er kochte sich seinen Tee, warf Kandiszucker in die Tasse und setzte sich auf die Bank.
Er wunderte sich, daß sein innerer Freund und Helfer, der Kristallene Elefant nicht da war. Aber es ging ihm ja auch gut. Er brauchte im Moment keine Hilfe.
Er wusste, daß eine Hypnose innerhalb einer Hypnose immer eine Hypnoseverstärkung bewirkte. Deshalb entschloß er sich, eine formale Hypnoseinduktion über seine Ideomotorik einzuleiten, während er in Hypnose auf seiner Bank saß.
Seine rechte Hand, die er vor der Brust hochhielt, ging, wie vom Unbewussten erbeten, leicht und zügig zum Oberschenkel und blieb dort liegen. Mit einem kleinen Schwindelschub setzte der vertiefte Hypnosezustand ein.
Er wurde sich bewusst, daß er seinen Körper nicht mehr richtig spürte.
„Aha, eine Körperschemaänderung!“ sagte ihm sein Verstand und er erinnerte sich, wie er früher in der Oberstufe des Autogenen Trainings regelmäßig sich flach wie ein Flunder gefühlt hatte, während seine Arme auf Ofenrohrdicke anzuschwellen schienen. Er hatte das immer als kurios empfunden und es hatte ihn stets amüsiert.
Plötzlich schwebte der Kristallene Elefant neben ihm rechts in der Luft und machte, während er ihn angrinste, Achterschleifen mit seinem Rüssel in der Luft.
„Das wird ja lustig!“ dachte Renansen und fühlte sich kicherig.
Wenn es ihm gut ging, fühlte er sich häufig kicherig in der Hypnose. Er kannte das auch von anderen Menschen in Hypnose.
„Dir scheint es ja auch gut zu gehen“, sagte er zu dem Elefanten. Der grinste und machte die Achterschleifen jetzt in der Gegenrichtung.
„Keine Probleme, keine Ziele. Einfach herrlich!“
Der Tod schwebte vorbei. Er lächelte ihm zu: „Das einfach So-Sein ist das wahre Sein des Seins!“ Und war vorbei.
Otto Renansen fühlte sich merkwürdig erheitert. War das eine Botschaft oder einfach Geblödel? Er wusste es nicht.
„Was ist, ist. Und was daraus wird, das wird!“ dachte er und nahm es mit Gelassenheit.
„Gelassene Gelassenheit zulassen!“ fiel ihm ein. „Und dann das Lassen lassen, damit es das Lassen lassen kann!“ Das waren seine letzten Gedanken, dann war sein Bewusstsein weckgedriftet.
Er wurde erst wieder durch ein Zupfen am Ärmel wach.
Als er die Augen öffnete, stand der Weise Mann neben ihm. Er lächelte und meinte: „Rückkehr zu sich selbst nennt man das. Das hast Du schon lange nicht mehr gemacht.“
Otto Renansen nickte.
„Vielen Dank, daß Du gekommen bis!“ sagte er betont höflich.
Der Druide ordnete seine Mistelzweige und sagte: „Zum Dank kannst Du mich ruhig zum Tee einladen!“
Otto Renansen stand auf, bereitete im Blockhaus eine Tasse Tee und stellte sie zusammen mit dem Kandiszucker auf den Eichentisch vor den Alten.
Der Druide setzte und bediente sich. Er schlürfte den Tee genüsslich in kleinen Schlucken.
„Weshalb hast Du mich gesucht?“ fragte er.
„Ich wollte Dich fragen, ob ich auf dem richtigen Weg bin oder etwas ändern soll.“
„Du bist auf dem richtigen Weg“, sagte der Weise Mann freundlich. „Guck, Dein Freund, der Kristallene Elefant freut sich auch!“
Otto Renansen sah, daß er immer noch Achterschleifen machte und das Sonnenlicht sich in ihm glitzernd und funkelnd brach.
Er fühlte ein warmes Glücksgefühl durch seinen Körper strömen und beschloss sich zu bedanken und die Hypnose aufzulösen.
Er war schon lange nicht mehr im Frankfurter Palmengarten gewesen. Er beschloss, sich bei Frau Herr abzumelden und hinzugehen.
Liebe Leserin, lieber Leser,
der Auszug aus der Sammlung meiner Psychotherapien "Mit und ohne Hypnose - Psychotherapien aus 50 Jahren" ist zu seinem guten Ende gekommt.
Heute beginnt die Reihe der Romane über die Abenteuer des "Hypnoti-sten", die Sie kostenlos in wöchenlichen Fortsetzungen lesen können. Mit dem ersten der Romane "Der Hase im Café".
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Ihr Götz Renartz
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